Japan im 16. Jahrhundert: Der greise Fürst Hidetora, einst ein mächtiger und grausamer Feldherr, überträgt sein Reich dem ältesten seiner drei Söhne. Blind gegenüber der aufrichtigen Liebe seines jüngsten Sohnes und unfähig, die Verschlagenheit der beiden anderen zu sehen, kommt seine Einsicht zu spät: Ausgestoßen und geistig umnachtet, wandert er ziellos umher und muss erleben, wie die Söhne Reich und Erbe ins Chaos und Verderben apokalyptischer Schlachten stürzen.

„Ran” ist von dem Film von Akira Kurosawa inspiriert. Ich versuche den philosophischen Samuraigeist durch Illustrationen darzustellen.  Der Film beinhaltet zahlreiche Charaktere, dramatische Handlung, prächtige Kostüme und komplexe Szenen. Aber weil die Bühnendialoge schwer zu verstehen sind und der rote Faden in 2 Stunden 42 Minuten sich nur langsam entwickelt, besteht das Publikum hauptsächlich aus Filmpraktikern, Filmkritikern und Filmfans des Kurosawa. Normale Zuschauer können sich nicht einfach darauf konzentrieren, den ganzen Film zu schauen. Inspiriert von Prof. Hans Hillmanns Buch „Fliegenpapier” entschloss ich mich, diesen klassischen Film als interaktive Illustration in Kombination aus Zeichnungen und Sounds neu zu präsentieren.

Anders als in traditionellen Illustrationen versuche ich Bilder mit inhaltlich treffenden Sounds zu verbinden. Um die Empathie des Betrachters zu verstärken, wird jede Szene mit eigenen Hintergrundgeräuschen verknüpft. Parallel kann der interaktive Effekt die Abhängigkeit vom Papier lösen und die Fesseln des Formats sprengen. Die Kombination der hohen Auflösung des Projektors und des Sensors kann die Geste des Durchblätterns mit verschiedenen Geschwindigkeiten simulieren (z.B von Links nach Rechts und in die umgekehrte Richtung). Dieser Effekt kann auch genutzt werden, um Bewegungen in dem Bild virtuell zu erzeugen.

Im Besonderen will ich zeigen, dass „Ran” ein Werk der Kooperation von Zeichnungen, Klängen und Interaktion ist. Mit der finalen Darstellung des Projekts erwarte ich, dass dieses Werk ein neuer Ausgangspunkt für meine zukünftigen Arbeiten werden kann.    


                                                                                                    18.10.2019 in Berlin

RAN · 乱
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